Press reviews for Berlinale Shorts 2020.
For press reviews on individual films, please see #press
For press interviews with Anna Henckel-Donnersmarck, curator of Berlinale Shorts, please go here.
The Berlinale Shorts present creativity in its purest form. This year’s festival selection was no exception. Ranging from dazzling animation to video game re-appropriations to unique cine-essays to new forms of representation — these short form works offer much rawer pleasures than the other sections. Anna Henckel-Donnersmarck’s curation is well balanced between animated and live-action works, essays and traditional narratives. We managed to catch a fair few of them. Here are some of our favourite Berlinale Shorts. (…)
Redmond Bacon for Directors Notes
Under the auspices of new curator Anna Henckel-Donnersmarck, Berlinale‘s Berlinale Shorts section continues to present a bold and provocative selection of short films that push the boundaries of cinema while also shining a spotlight on a new breed of talented filmmakers. Amongst the world premieres of European fare are numerous compelling pieces of work that are both artistically brave and technically compelling. (…)
Laurence Boyce for Cineuropa
Frequently the most enlivening part of many festivals, short films are not worth overlooking. (…)
David Mouriquand for Exberliner
Im Gegensatz zum konventionellen Film kann der Kurzfilm für jeden Inhalt die adäquate Form erfinden – oder wenigstens nach ihr suchen. (…) Subversive Möglichkeiten gibt es viele und aufmüpfige Geister, die sich diese zunutze machen, sind in den Shorts nicht weniger zahlreich. (…) Die Spitze eines Eisbergs, der den Tauchgang lohnt.
Alexandra Seitz for Berliner Zeitung
Kurzfilme werden häufig eher stiefmütterlich behandelt. Völlig zu Unrecht, wie wir finden, denn es ist doch wahnsinnig spannend und nicht weniger anspruchsvoll eine komplexe Handlung nicht in 102 Minuten, sondern eben in nur zwölf oder 20 Minuten abzuhandeln. Deswegen freuen wir uns auch in jedem Jahr bei der Berlinale auf die Kurzfilm-Sektion, denn hier können wir in kürzester Zeit eine Reise durch alle Genres machen: Von Animationsfilmen über Krimis und Dramen bis hin zu experimentellen Lichtspielen oder aufschlussreichen Dokumentationen sind den Kurzfilmen keine Grenzen gesetzt.
Wiepke Jann für Mit Vergnügen
Ich habe dem Kurzfilm bisher kaum Beachtung geschenkt. Filme haben eine Länge von 90’, gerne auch 120’ Minuten, ebenso wie eine Wettkampfbahn für Schwimmer*innen 50 Meter lang ist. Das Kurzbahnschwimmen habe ich nie ernst genommen. Zu studentisch, experimentell, konzeptversessen hatte ich mir Kurzfilme vorgestellt. Eine Geschichte im Kino zu erzählen, braucht schließlich Zeit und Raum, und nicht zuletzt Geld.
Das es sich bei den Shorts um eine häufig unterschätzte Form der Filmkunst handelt, klingt auch im leicht verhaltenen Statement des Berlinale-Chefs an: Der Kurzfilm, so Carlo Chatrian, ist eine andere Art, auf die Realität zu schauen, in dem Sinn, dass der Kurzfilm dich vielleicht verpflichtet schnell zu sein, und das ist etwas, das in meinem Leben anders ist, ich bin nicht immer schnell (…) Kurzfilme geben mir das Gefühl schneller sein zu müssen, was gleichzeitig beängstigend und aufregend ist, so Chatrian in der ARTE-Dokumentation Kurzschluss. Das Kurzfilm Magazin vom 22.2.2020.
Für viele ist der Langfilm der Roman, während der Kurzfilm die Erzählung ist. Für Henckel-Donnersmarck hingegen ist er das Gedicht. Der Vorteil des Kurzfilms, so die Kuratorin, sei ganz grundsätzlich seine Freiheit, bedingt durch die im Vergleich zum Langfilm geringeren Erwartungen, die an diese Kunstform gestellt werden. Die Kuratorin selbst erwartet vom Kurzfilm, dass er sie überrascht und mit Konventionen bricht.
Und beides gelingt mit der Auswahl der diesjährigen Shorts. Am Ende bleibt womöglich eher die Frage: Wozu brauchen Geschichten eigentlich 90’ Minuten, um erzählt zu werden? Die thematische Klammer, die die diesjährige Auswahl eint, wird wohl je nach Betrachter*in unterschiedlich wahrgenommen. Der kleinste gemeinsame Nenner jedoch aller Beiträge ist die Verhandlung zutiefst humaner, existentieller Fragen. Wobei Antworten grundsätzlich verweigert werden. Aus Sicht der Zeithistorikerin sind zudem die thematischen Überschneidungen der Shorts mit jenen der gegenwärtigen zeithistorischen Forschungslandschaft spannend.
(…)
Bei den Shorts der Berlinale 2020 handelt es sich um eine kluge, faszinierende und zutiefst berührende Auswahl. Die kurzen Filme leuchten geradezu in einer Welt, die sich momentan dem Narrativ des Niedergangs hingibt. Die Berlinale gehört zu den weltweit insgesamt 14 sogenannten A-Festivals und hatte im Jahr 2019 knapp 500.000 Besucher*innen.
Für Henckel-Donnersmarck trägt das Festival, allein aufgrund dieser „Leuchtturm-Funktion“ eine große Verantwortung. Das Hauptanliegen der Kuratorin war es, mit dieser Auswahl, die Freiheit des Kurzfilms zu nutzen und damit Bedingungen für einen Dialog zu schaffen. Einen Dialog, den unsere Gesellschaft dringend braucht. Die Berlinale Shorts stimmen hoffnungsfroh. Die 24 Kurzfilme sagen Zukunft nicht voraus, bieten jedoch eine unendliche Vielfalt möglicher Anknüpfungspunkte, um darüber zu sprechen, wie die Welt aussehen soll, in der wir leben wollen. (…)
Annette Schuhmann für Zeitgeschichte Online
Das Schöne an einem Kurzfilmprogramm: Gefällt einem der erste Film nicht, gefällt einem vielleicht der zweite. Oder der dritte. Noch besser aber: Man hat Glück und sieht fast nur herausragende Filme. Bei den „Berlinale Shorts II“, dem mit Abstand spannendsten Teil-Programm des diesjährigen Kurzfilm-Wettbewerbs, ist das der Fall.(…)
Fabian Wallmeier für RBB 24
(…)
In diesem Jahr übernahm Anna Henckel-Donnersmarck die Leitung der ‚Berlinale Shorts‘. Die studierte Künstlerin und Filmemacherin wählte für die Auswahl des Programms einen künstlerischen Ansatz. Sie begreift den Kurzfilm als Medium, das sich Freiheiten auf allen Ebenen erlauben darf und sich auch nehmen soll. Sie sieht den Kurzfilm als Analogie zu einem Gedicht und nicht einer Kurzgeschichte. Dieser Ausgangspunkt bestimmt die Auswahl der 24 Filme aus 18 Ländern, die in fünf Veranstaltungen aufgeteilt, zu sehen waren. Als Kuratorin stellte sie Programm zusammen mit Kurzfilmen, die animiert, fiktional oder dokumentarisch sind. Dabei verschwimmen oft die Grenzen, so dass Hybridformen entstehen, die einen in den Bann ziehen. Keiner der ausgewählten Filme lässt sich in ein enges Korsett stecken, denn sie nehmen sich entweder erzählerische, inszenatorische und gestalterische Freiheiten. Zudem wurde auf reines Unterhaltungskino verzichtet. Neben künstlerisch wertvollen Beiträgen, fielen vor allem Filme auf, die unter die Haut gehen und gesellschaftliche Missstände anprangern oder auch nur das menschliche Wesen einfangen.
(…)
Wie der Mensch lebt und damit auch auf sich und seine Umwelt einwirkt, steht im Vordergrund. Dafür finden viele Filme eine eigene Filmsprache.
(…)
Im Gesamten präsentierte die ‚Berlinale Shorts‘, obwohl nur 24 Filme zu sehen waren, einen wunderbaren Schnitt durch die Länder und Gesellschaften. Dabei beschäftigen sich die Themen viel mit der eigenen Identität, Wahrnehmung und anderen sozial relevanten Interaktionen. Dafür finden die 24 FilmemacherInnen ihre eigene Filmsprache, die sich absichtlich abseits der gängigen Sehgewohnheiten bewegt und zum Nachdenken und Dialog anregt.
Fazit: Das Programm der diesjährigen ‚Berlinale Shorts‘, einem Sektor der Berlinale, umfasste 24 Kurzfilme aus 18 Ländern. Unter der Leitung von Anna Henckel-Donnersmarck entstand ein Programm, das sowohl mit Filmen unterschiedlicher Gestaltungsweise als auch narrativer Weise aufwarten konnte und so einen weiten Bogen über den Kurzfilmsektor spannte. Doch gleichzeitig bilden die Filme eine Einheit, besitzen sie doch alle einen künstlerischen Ansatz und handeln von gesellschaftsrelevanten wichtigen Themen. So überzeugt das Programm durch eine ausgewogene, kreative Zusammenstellung, die Freude am immer wieder Neuentdecken des Mediums Films macht, wunderbar die Grenze zur Kunst verwischt und zeigt, wie vielfältig und faszinierend Kurzfilm sein kann.
Doreen Matthei für Testkammer