// Auswahl 2013 //

Akram Zaatari war es, der mir vor ein paar Jahren einen Film in die Hand drückte.
Wir waren verabredet seine Filme in der Galerie in Hamburg gemeinsam zu schauen. Er war zu der Zeit Stipendiat des Künstlerprogramms des DAAD in Berlin und gerade dabei, seine neue Arbeit TOMORROW EVERYTHING WILL BE ALRIGHT fertigzustellen. Ich war glücklich mit dem Film  und dann gab er mir diese DVD mit STEP BY STEP. Schau ihn dir an, einer der Filme, die mich und meine Arbeit wahnsinnig berührt und gerichtet haben, sagte er und ich schaute mir den Film an. Nicht sofort. Meist dauert es ein wenig mit den Filmen auf DVD, die ich so in die Hand gedrückt bekomme- aber kurze Zeit später schaute ich ihn mir an und seitdem trage ich den Film mit mir. Es ist ein Tragen von Bildern und Emotionen. Die Erinnerung an einen Film ist die Erinnerung an eine Emotion, die der Film evoziiert hat.

Der erste Film in der diesjährigen Auswahl war UNA CIUDAD EN UNA CIUDAD. Das Thema ist gesetzt. Der gefilmte, beobachtete Ort, der Ort, dem sich cylixe annähert, das höchste besetzte Haus der Welt. Sie hat Focault im Rücken und im Kopf. Wikipedia definiert die Heterotopie folgendermaßen:

Heterotopie (aus gr. hetero (anders) und topos (Ort)) ist ein von Michel Foucault in einer frühen Phase (1967) seiner Philosophie kurzzeitig verwendeter Begriff für Räume bzw. Orte und ihre ordnungssystematische Bedeutung, die die zu einer Zeit vorgegebenen Normen nur zum Teil oder nicht vollständig umgesetzt haben oder die nach eigenen Regeln funktionieren. Foucault nimmt an, dass es Räume gibt, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse reflektieren, indem sie sie repräsentieren, negieren oder umkehren.

In STEP BY STEP ist es die Dorfgemeinschaft, die Osama Mohamad trifft, die er zu Wort kommen läßt. Die Kinder, die er in die Schule begleitet. Die jungen Männer, die von ihren Entschlüssen berichten. Armut und Religion. Ein Universum, das sich auftut in der Kürze der Zeit.

Die Zeit bleibt stehen, wenn wir von einem Heute in das Damals schauen und in AL INTITHAR, die junge Witwe aus Homs, die geflüchtet ist mit ihrem kleinen Kind, WARTET. Wenn sie wartet auf Entwicklung und Veränderung. Es wird dauern. Wir warten mit und erleben eine Welt, aufgefächert in Minuten und Stunden. Die Kamera ist am Boden. Die Menschen bewahren die Haltung und Ruhe. Der Krieg ist nur 8 km entfernt. Die Flüchtlinge leben in dem jordanischen Camp Zaatari an der Grenze zu Syrien.

Von diesen Kreisen und Verbindungen gibt es viele dieses Jahr. Sternenförmig spannt sich die Auswahl. Eine Vielfalt von Welten. Reflexionen in Bild und Ton.

von Maike Mia Höhne

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