Egbert Hörmann (member of our Berlinale Shorts selection committee) on “Superior” by Erin Vassilopoulos
Nein, „im Schatten junger Mädchenblüte“ ist das gewiss nicht, was Ms. Erin Vassilolopoulos uns in SUPERIOR da vorführt, es ist eher eine geöffnete Büchse Würmer. Es ist auch nicht so spießig-verlogen wie SEX AND THE CITY, sondern eher: LENA DUNHAM TRIFFT DAVID LYNCH. Zwei weibliche Teenager (identische Zwillinge), die irgendwie gewissen Bildern von Balthus entsprungen sind, leben im scheinbar trauten, ziemlich klaustrophobischen, von unwissender Erotik ziemlich aufgeheizten, ziemlich surrealen Suburbia-Heim (Interieurs wie von Diane Arbus fotografiert) allein mit ihrem Vater, der über das weibliche Prinzip längst die Kontrolle verloren hat. Die Mutter ist niergendwo. Dann der Klassiker: Ein schöner Fremder auf der Durchreise kommt für eine Nacht ins Haus. Seine laszive Passivität ist erregend, und die weiblichen Hormone und Fantasiebilder drehen durch. Psycho-Horror-Terror. Ein Macht- und Identifikations- und Identitätskampf entbrennt. Anziehung und Abstoßung zwischen den beiden Girls wechseln sich ab. Blut muss fließen. Das Barbie-Universum wird kräftig ironisiert, ad absurdum geführt und demontiert.
(Egbert Hörmann)
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Thank you, dear Egbert, for this review!