Auf der Suche nach den interessantesten Einreichungen
Im Sichtungsraum herrscht mittlerweile Stille: Die Kaffeetassen sind weggeräumt und der Projektor stößt keine warme Luft mehr aus. Auch Alejo Franzetti, Anna Henckel-Donnersmarck, Egbert Hörmann, Maria Morata, Saskia Walker, Simone Späni und Wilhelm Faber, die mit all ihren individuellen Erfahrungen und Expertisen mit Maike Mia Höhne zusammensaßen, finden sich morgens nicht mehr im Büro ein. Als siebenköpfiges Gremium lieferten sie der Berlinale Shorts Kuratorin bei der Filmauswahl einen inspirierenden Rahmen und standen ihr mit kritischer Unterstützung beiseite.
Durch die immer größer werdende Zahl der Einreichungen in den letzten Jahren hat sich zur 68. Berlinale auch das Gremium der Berlinale Shorts erweitert. „Es geht auch darum, die Vielfältigkeit der Perspektiven weiter ausschöpfen zu können“, so Maike Mia Höhne.
(v. l. Egbert Hörmann, Kuratorin Maike Mia Höhne, Simone Späni, Wilhelm Faber, Maria Morata, Anna Henckel-Donnersmarck, Alejo Franzetti, Saskia Walker)
Lasst sie uns kurz genauer vorstellen:
Der Filmemacher Alejo Franzetti war Mitbegründer und Kurator des in Berlin veranstalteten INVASION – das argentinische Filmfestival, nachdem er Filmregie an der Universidad del Cine studierte sowie Meisterschüler bei Thomas Arslan an der Universität der Künste Berlin war. Seit fünf Jahren wohnt er nun in Berlin und bereichert das Auswahlgremium der Berlinale Shorts erstmals mit seinen Blicken.
Anna Henckel-Donnersmarck ist klassisch ausgebildete Filmemacherin und realisiert heute vorwiegend Videoinstallationen für Bühneninszenierungen, Musikperformances und Ausstellungen. Sie ist als Dozentin für Film und Video tätig und arbeitet seit nunmehr 20 Jahren in Auswahlkommissionen und als Moderatorin für eine Vielzahl von Filmfestivals – für die Berlinale Shorts schon seit 10 Jahren. Nach Stationen in Indonesien, Japan, England, New York und Ludwigsburg lebt sie jetzt in Berlin.
Egbert Hörmann ist ein altbewährtes Gesicht bei der Berlinale. Begonnen 1995 für die Sektion Panorama, ist er seit ihrem Bestehen Gremiumsmitglied der Sektion Berlinale Shorts. Er ist Kulturjournalist, Autor von zwei Büchern mit Essays und Herausgeber von Anthologien – studierte Amerikanistik, Anglistik und lebt hauptsächlich in Berlin, gerne auch in Sankt Petersburg.
Schon seit 2009 ist die freiberufliche Kuratorin und Universitätsdozentin Maria Morata Mitglied der Auswahlkommission. Sie hat in Madrid, Paris und Berlin studiert. Mit dem Schwerpunkt in experimentellem und Avant-Garde Film trägt sie zu den diversen Perspektiven bei, die bei der Auswahl der Filme von hoher Bedeutung sind.
Die Filmemacherin, Kuratorin und Übersetzerin Saskia Walker studierte und arbeitete in Frankreich und Russland und ist seit 2011 stetiges Mitglied des Auswahlgremiums der Sektion Berlinale Shorts. Neben der Arbeit im Gremium ist sie außerdem Mitherausgeberin von Revolver – Zeitschrift für Film.
Für Filmkuratorin Simone Späni ist es das erste Jahr im Gremium der Berlinale Shorts. Die Erfahrungen, die sie als Mitglied der Auswahlkommission und Vorstandsmitglied bei den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur gesammelt hat, lässt sie in ihre Arbeit einfließen. Des Weiteren ist sie Mitunterstützerin von REALNESS – An African Screenwriter Residence in Südafrika und arbeitet in den Bereichen Filmproduktion, Musik und Theater in Zürich, Genf und Kigali.
Seit nun mehr 25 Jahren arbeitet auch Wilhelm Faber für die Berlinale. Neben Programmkoordination und Organisationsentwicklung ist die Auswahl von Kurzfilmen im Gremium beständiger und immer anregender Teil seiner Arbeit.
Gesichtet wird immer von mindestens zwei Personen, bevor die Filme, die es auf die Warteliste geschafft haben, in großer Runde vom gesamten Gremium besprochen werden. Und wie im Leben abseits des Berlinale-Trubels auch, prallen unterschiedliche Ansichten gerne mal aufeinander und es herrscht nicht immer Einigkeit. Manchmal aber auch doch, dann gibt es diese magischen Momente und Entdeckungen, bei denen es kaum noch Diskussionsbedarf gibt: „Das passiert, wenn wir eigentlich alle vor lauter Hingucken gar nicht mehr denken können – was natürlich ein wunderbarer Moment ist, weil der Film einen dann im Ganzen ergreift. Warum das so ist, wird natürlich dennoch hinterfragt.“
Für dieses Jahr ist ihre Arbeit vollbracht – sie haben einander ein letztes Mal tief in ihre 16 Augen geblickt und sich für 24 Filme entschieden – zwei davon laufen außer Konkurrenz. Die ausgewählten Filmemacher*innen konkurrieren nun mit ihren neuen Werken um den Goldenen und Silbernen Bären sowie den mit 20.000€ dotierten Audi Short Film Award und die Nominierung für den besten Kurzfilm für die European Film Awards.