
Egbert Hörmann (Mitglied des Berlinale Shorts-Auswahlkomitees) über “Three Stones for Jean Genet“ von Frieder Schlaich
„It must have been hard to be a cashier in a bookstore and to be surrounded by the history of your true loves…“
(Jim Carroll, Crow)
Sie ist die erste Dichterin, die uns der Rock´n´Roll geschenkt hat. Patti Lee Smith, Kohleofenvisionärin, Factory-Girl, Hendrix-Fan-extraordinaire, Rock´n´Roll-Schamanin in der Zone des Zwielichts, die ihre sahnigen Nachmittage in den amerikanischen Bars des Universums verbringt, den elekrischblauen Linoleumfußboden mit der graueneinflössenden und mystischen Gewissheit anstarrend, dass es nichts anderes zu tun gibt, als von jenen wild boys zu träumen, jenen unfassbaren Johnnys, die sich ihre Helden Arthur Rimbaud, William S.Burroughs, Pier Paolo Pasolini, Federico Garcia Lorca und Jean Genet morgens um 3 am Telefon ausgedacht haben …
Kurzfilme waren für Patti Smith bereits in ihrer Just-Kids-Zeit ein weiteres Experimentierfeld, auf dem man sich erproben konnte. Zum Beispiel entstanden so mit Robert Mapplethorpe Robert Having His Nipple Pierced (1971) und Still Moving (1978). In Three Stones For Jean Genet (Frieder Schlaich) erzählt unsere fabelhafte Mythomanin von ihrer Liebe zu Jean Genet und einem Versprechen, das sie am Grab von Genet einlöste…
„Selten zuvor war die Rock´n´Roll-Musik so tief in die Nervenenden der Psyche getrieben worden, wo es weite und ungeahnte Regionen gab, die zu erforschen und zu besiedeln waren – eine Musik, außergewöhnlich intellektuell, aber nicht akademisch, die Musik der Urbs technologica. Sie schien unseren Bewusstseinszustand zu spiegeln, ein geistiges und emotionales Abenteuertum, das wenig Skrupel kannte und seltsam besessen war und von einigen pervers genannt wurde.“
Egbert Hörmann