NEUE SCHARFGEWERTZTE ERZÄHLWEISEN

Gedanken zu ‚Notre Héritage‘ von Jonathan Vinel in Zusammenarbeit mit Caroline Poggi

Von Saskia Walker

notre héritage

Vor zwei Jahren brüskierte mich ein Film in unserer Berlinale Shorts Auswahl, der dann den Goldenen Bären gewann, TANT QU’IL NOUS RESTE DES FUSILS À POMPE. Dieses Jahr läuft ein zweiter Film des Regieduos Jonathan Vinel und Caroline Poggi in unserem Programm. Es ist sehr interessant für mich an mir selbst zu beobachten wie scharfe und fordernde Filme scharfe und oft affektive Reaktionen herausfordern. Genauso ist es mir mit Carlos Reygadas POST TENEBRAS LUX gegangen, der mich fasziniert und sehr lange zornig gemacht hat. Langsam aber kriecht der Film in den Zuschauer hinein. Wochen und monatelang gehen einem die Bilder nicht aus dem Kopf – meist wurde mit extremen Gewaltdarstellungen gearbeitet, die mich besonders brüskieren. Aber dann verwandelt sich der Film. Es treten die neuen Linien in den Vordergrund: neue scharfgewetzte Erzählweisen und auch eine neue digitale Bildästhetik. Ebenso erging es mir mit NOTRE HÉRITAGE. Hier fällt es mir einfacher zu folgen, denn in diesem Film des jungen Regieduos ist die reine Gewalt durch Sex, aber auch subtile sexuelle Gewalt, ersetzt. Beide Elemente gibt es ebenfalls in Reygadas Film von 2012, ebenso wie es auch bei Vinel/Poggi verunsichernde und magische Digitaleffekte gibt. Es ist herrlich zu sehen wie das Kino sich entwickelt. Auch in der eigenen Brust.

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Saskia Walker ist Filmemacherin, Mitherausgeberin von Revolver, Zeitschrift für Film“, sowie Mitglied des Auswahlgremiums der Berlinale Shorts.

 

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